Die Gartenstadt
Zu Liegnitz gehörten außergewöhnlich viele Parks und Gärten. Es gibt sogar Meinungen, wonach, bezogen auf die Größe und die Zahl der Einwohner, Liegnitz die deutsche Gartenstadt schlechthin gewesen wäre.
Wie in anderen Städten auch, wurden im 19. Jahrhundert die Befestigungen abgetragen und die freien Flächen mit Bäumen, vor allem mit Linden und Sträuchern bepflanzt; so entstanden Alleen, Promenaden und begrünte Plätze.
Wo immer es ging, wurden in der Stadt Bäume gepflanzt und vor den Häusern Vorgärten angelegt.
Zum Ruf von Liegnitz als Gartenstadt trug auch die Siegeshöhe bei. Wir können sie wie das Bürgerwäldchen und den Rufferpark einen Waldpark nennen.
Vielgerühmte Sehenswürdigkeiten im „Alten Stadtpark“ war der Palmenhain, 1905 eingerichtet. Etwa 150 Palmen bis zu 12 Meter Höhe wuchsen hier.
Der 600 Quadratmeter große Teich war der größte beheizte Teich in Europa. Im 30 Grad warmen Wasser wuchsen die Wasserpflanzen der Tropen, darunter die Victoria Regia und Victoria Cruciana, indische Lotosblumen und viele Seerosen. Der Teich war umgeben von tropischer Vegetation, von Bambus, Zuckerrohr, Bananen, Feigenbäumen und Schlingpflanzen. An der Pergola neben dem Teich wuchsen 5000 winterharte Kakteen. Außerdem gab es einen japanischen Ziergarten. Der „Leuchtspringbrunnen“ wurde in warmen Sommernächten angestrahlt.
Höhepunkt war ohne Zweifel das große Palmenhaus. 1898 als Winterquartier und Schauhaus für die Palmen und tropischen Pflanzen errichtet, eine Stiftung von Kommerzienrat Baer. Die Kuppel war 12 Meter hoch, auf 250 Meter langen Wegen konnten die Besucher die fremden Pflanzen, darunter zahlreiche Orchideen, im Winter aber auch einheimische Blumen bewundern. Die Liegnitzer konnten getrost behaupten, diese Anlage wäre in ihrer Art einzig in Deutschland.
Seit 1840 hatte Liegnitz etwa 20 größere und kleinere Gartenbauausstellungen durchgeführt, darunter 1910 die „Deutsche Rosen-und Schlesische Gartenbauausstellung.
Dann wurde am 25. Juni 1927 die „Gugali“ eröffnet. Vollständiger Name war „Deutsche Gartenbau- und Schlesische Gewerbe-Ausstellung Liegnitz 1927“. Ehrenprotektor waren der Reichspräsident von Hindenburg und der Preußische Ministerpräsident Otto Braun. Die Ausstellung umfasste für damalige Zeiten gewaltige 325.000 Quadratmeter. Der „Hag“ war als Gewerbeschau und als Vergnügungspark eingerichtet worden. Die Ausstellung dauerte drei Monate; 2 Millionen Besucher kamen. Die Gugali war das bedeutendste Ereignis zwischen den beiden Weltkriegen. Ausgestellt wurden im Alten Stadtpark einschließlich des Palmenhauses und auf der Bergerwiese. Letztere war nach einem Kräutereibesitzer benannt. Sie wurden eigens für die Gugali mit Teichen, einer Insel, Wasserkünsten, unzähligen Rosensträuchern und viele Skulpturen hergerichtet.
Die Begeisterung dieser Ausstellung war so groß, dass sogar ein Lied über die Gugali komponiert und getextet wurde.
Es waren u. a. folgende Skulpturen zur Verschönerung in den Anlagen zu sehen.
Eine große Rolle der Gastlichkeit spielte in diesem gesamten Bereich das Städtische Konzerthaus, das „Schießhaus“, so wurde es weiter genannt, auch als ein eigenes Schießhaus an der Weißenroder Straße 45 bis 51 errichtet wurde.
Aber damit nicht genug, gab es den Botanischen Garten
sowie bepflanzte Alleen wie z. B. die Baumgart-Allee oder die Siegesalle
oder sogar einen kleinen Tierpark
Auch wenn nach 1945 sich vieles verändert hat, die Natur konnte weitgehend erhalten bleiben, ja auf Vorhandenem aufgebaut werden und sogar bauliche Investitionen getätigt wurden, die das „Grün“ für eine Stadt als Lebensqualität auszeichnen.
So genießen die jetzigen Bewohner und Gäste folgende Anlagen, den Bereich des Ziegenteiches mit der am Ufer stehenden Baude, das Schießhaus, nutzen die Grünfläche des mit alten Bäumen bestandenen Hags als Erholungs- und Sportstättengelände, erfreuen sich im Palmenhaus an den exotischen Pflanzen, besonders den Palmen, dem kleinen Wasserfall und den dort untergebrachten Vögeln, genießen den Anblick der Pergola sowie betrachten neuerdings die modernisierte Fontänenanlage mit farbiger Gestaltung und musikalischer Untermalung im Sommer, der ehemaligen Bergerwiese.